Rückblick 2022: Preisschock im Freizeitbad Geesthacht und die Lehre daraus - Hamburger Abendblatt

2023-01-05 18:18:11 By : Ms. Cherry Guo

Lange Warteschlangen vor dem Geesthachter Freizeitbad wird es bei tollem Badewetter wohl immer geben. Aber die Schlangen vor dem Nachzahl-Automaten auf dem Gelände sollen durch neue Software vermieden werden.

Vorfreude auf das neue Bad schlug in Empörung um. Es wurde nachgebessert. Und weitere Verbesserungen werden gefordert.

Geesthacht.  Im Jahr 2021 war es geschlossen, 2020 hatte es wegen des anstehenden Umbaus eine verkürzte Saison gegeben. Die Vorfreude war also riesengroß auf die Wiedereröffnung des rundum erneuerten Geesthachter Freizeitbades am 1. Mai 2022. Unter anderem sollte es die längste Breitwellenrutsche des Nordens geben und eine weitere, bei der man Gefühle wie im freien Fall erleben kann. 5,6 Millionen Euro wurden investiert.

Die Vorfreude schlug um in eine Riesenempörung, als unsere Zeitung am 2. April berichtete, dass die Eintrittspreise des von den Geesthachter Wirtschaftsbetrieben verantworteten Bades drastisch anziehen würden. Jeder im Alter von über sechs Jahren sollte pro Stunde zwei Euro bezahlen, Tages-, Jahres- oder Familienkarten fielen weg. Einzige Rabattierung boten Wertkarten. „Kinder planschen jetzt teurer als auf Sylt“, titelte die Lauenburgische Landeszeitung.

Die Nachricht über den „Preisschock“ schlug hohe Wellen. Bürgermeister Olaf Schulze und Wirtschaftsbetriebe-Geschäftsführer Markus Prang sahen sich schließlich gezwungen, am 13. April auf einer Online-Konferenz zu Fragen aus der Bevölkerung Stellung zu beziehen. Aber auch die Parteien gerieten unter Druck, nachbessern zu müssen, was im Aufsichtsrat der Wirtschaftsbetriebe unter Beteiligung ihrer Vertreter beschlossen worden war. Eine der Lehren aus diesen Vorgängen soll sein, wie zu hören ist: Solche öffentlichkeitswirksamen Beschlüsse des Aufsichtsrates sollen künftig nicht mehr ohne vorherige Diskussion mit der Politik im Hauptausschuss gefasst werden.

Federführend die Grünen trieben die Entwicklung danach voran, um die Preise zu stoppen. Für den Hauptausschuss am 21. April brachten sie einen Antrag ein für ein anderes Preissystem. CDU, SPD und BfG zogen nach, sodass mit Ausnahme der sich enthaltenden FDP jede Fraktion in dieser Sache mit eigenen Vorstellungen mitmischte.

Der Ausschuss brachte vor der Rekordbeteiligung von 30 Besuchern nach viereinhalb Stunden Sitzung die Wende. CDU und SPD einigten sich auf eine gemeinsame, mehrheitsfähige Linie. Die Kernpreise lauten nun: Erwachsene zahlen 1,50 Euro in den ersten zwei Stunden, Kinder und Jugendliche einen Euro pro Stunde den ganzen Tag über, zudem gibt es wieder Jahres- und Familienkarten.

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Die reduzierten Preise haben weiter Bestand. „Es wird noch eine Saison Erfahrungen gesammelt, dann muss man gucken, wie das Defizit sein wird“, sagt Ali Demirhan, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Die aktuellen Preise stellen sie zufrieden, die Grünen nehmen anderes ins Visier: Wegen der wärmeren Sommer flexiblere Öffnungszeiten bis in den Oktober, Vermeidung der Warteschlangen beim Nachzahlautomaten durch neue Software und Personal, Vergünstigungen für Stadtwerke-Kunden und Inhaber von Ehrenamtskarten. „Vielleicht auch für Vereine, wo Geesthachter Mitglieder sind“, meint Ali Demirhan. Er plädiert für eine Diskussion, wenn auf dem Hauptausschuss der Bericht zum Bad vorgestellt wird.

Da dürften die Taucher und die Leistungsschwimmer der SG Bille hellhörig werden, von denen viele aus Geesthacht und dem Umland kommen. Auch sie sollten neue, viel teurere Preise für die Bahnmiete zahlen. Die Verhandlungen mit Markus Prang scheiterten. Diese Gruppen verbrachten 2022 keine einzige Minute im Wasser des Freizeitbades. „Wir hoffen, dass man sich 2023 aufeinander zubewegen kann“, kündigt Annett Trapp von den Tauchern den Versuch eines Comebacks an. Innerhalb der eigenen Gruppe, aber auch mit Margarete Esser, der Geesthachter Trainerin bei der SG Bille, will man sich im Vorfeld der neuen Saison austauschen. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, meint Margarete Esser. Für ihren Verein erklärt sie: „Wir sind bereit, etwas zu bezahlen, nur keine Mondpreise“. Als erster Vertreter der Geesthachter Parteien sagt Ali Demirhan Unterstützung zu. Die nächste Sitzung des Aufsichtsrates ist im März 2023.

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