Detailview - Forschung & Lehre

2023-01-05 18:18:09 By : Mr. Brandon Zou

Die Stimmung unter den Hochschulleitungen ist verhalten positiv. Besonders das Thema Nachhaltigkeit ist ihnen wichtig, zeigt eine Umfrage.

96 Prozent der Hochschulleitungen in Deutschland wollen gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderungen aktiv mitgestalten. Allerdings sehen sie Zielkonflikte zwischen der gesellschaftlichen Verantwortung und dem Exzellenzanspruch in der Forschung. Das sind Ergebnisse des aktuellen Hochschul-Barometers für die Jahre 2021 und 2022, das der Stifterverband und die Heinz Nixdorf Stiftung am Dienstag herausgegeben haben.

Die befragten Präsidentinnen und Präsidenten sowie Rektorinnen und Rektoren halten die Beschäftigung mit gesellschaftlichen Herausforderungen für die Profilbildung der Hochschulen für wichtiger als wissenschaftliche oder förderpolitische Faktoren. Sie gaben den gesellschaftlichen Herausforderungen 42 von 100 Punkten, den wissenschaftlichen Faktoren lediglich 30 Punkte. Allerdings möchten sich rund 40 Prozent der staatlichen Universitäten nicht an der gesellschaftlichen Wirkung ihrer Aktivitäten messen lassen.

Besonders wichtig seien den Hochschulleitungen die Themen Nachhaltigkeit, klimaneutrales Wirtschaften und Digitalisierung. So integrierten die Hochschulen Nachhaltigkeit mehr und mehr in die Lehre. Jede zweite Hochschule verfüge über mindestens einen Studiengang zu Nachhaltigkeit und jede dritte plane (weitere) Studiengänge zu diesem Thema. Ein Viertel der befragten Hochschulen habe darüber hinaus angegeben, über eine Nachhaltigkeitsstrategie für das eigene Handeln zu verfügen, weitere zwei Drittel planen eine solche. Knapp die Hälfte (47 Prozent) der Hochschulen habe ein nachhaltiges Energiemanagement.

Insgesamt sei die Stimmung unter den Hochschulleitungen verhalten positiv. Auf einer Skala von minus 100 bis 100 liege sie aktuell bei 29,5 Punkten. Vor allem die Wettbewerbsfähigkeit der staatlichen Hochschulen in der Lehre schätzten 2021 nur 63 Prozent der Leitungen positiv ein, im Vorjahr waren es noch 78 Prozent. Die Organisatoren der Umfrage begründen dies mit dem Wechsel von analoger zu digitaler und hybrider Lehre. Die Leitungen staatlicher Universitäten, die durch die Exzellenzstrategie gefördert werden, zeigten sich hinsichtlich der Rahmenbedingungen für Autonomie, Finanzen und Personal deutlich unzufriedener als bei der letzten Erhebung: 50 statt gute 83 Prozent der befragten Präsidenten und Präsidentinnen, sowie Kanzlerinnen und Kanzler schätzten die Autonomie als gut ein, 25 Prozent statt gut 33 Prozent bewerteten die Finanzierung positiv und 25 statt 28 Prozent beurteilten die Personalsituation wohlwollend.

Die hochschulpolitischen Entscheidungen der Bundesregierung in den vergangenen Monaten bewerteten die Hochschulleitungen positiv. Am wichtigsten war ihnen dabei die Dynamisierung des Zukunftsvertrags "Studium und Lehre stärken" (19,4 von 100 Punkten), knapp vor dem Programm "Digitale Hochschule" (17,8 Punkte), das allerdings wegen der angespannten Haushaltslage aktuell nicht umgesetzt wird. Als dritter Punkt folgte die geplante Gründung der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI) mit 16,8 Punkten.

Die Befragung der Präsidentinnen und Präsidenten sowie Rektorinnen und Rektoren aller deutschen Hochschulen im Rahmen des Hochschul-Barometers führt der Stifterverband zusammen mit der Heinz Nixdorf Stiftung jährlich durch. An der aktuellen Befragung zwischen Dezember 2021 und Februar 2022 haben sich 160 der kontaktierten 377 Hochschulen beteiligt.

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