Niu KQi3 Max E-Scooter im Test: Kraftvoller Roller mit Ausdauer - Notebookcheck.com Tests

2023-01-05 16:54:33 By : Ms. Eunice Lee

Niu bietet nicht nur einen E-Scooter unter dem Label KQi3, sondern vier. Neben dem Modell ohne Zusatz gibt es die Varianten Sport, Pro und Max. Unser Testmodell ist der KQi3 Max, das Topmodell der Reihe. Er hat nicht nur den größten Akku unter den Niu-Modellen und damit die größte Reichweite, sondern auch die höchste Maximalleistung und die größte Steigfähigkeit. Die Höchstgeschwindigkeit ist in Deuschland auf 20 km/h begrenzt. Den Max gibt es nur in einer Farbe - dunkelgrau - mit roten Akzenten.

Der Niu KQi3 Max kommt zusammengeklappt in einem großen Karton. Der E-Scooter ist beinahe komplett vormontiert. Lediglich der Lenker muss auf die Lenkstange gesteckt, vorher mit einem Kabel verbunden, und mit vier Schrauben befestigt werden.

Im Karton liegt außerdem eine Box mit dem Ladegerät, der Bedienungsanleitung, einem Innensechskant-Schlüssel und einer Verlängerung für die Ventile der Reifen. Die Verlängerung ist am Hinterreifen notwendig, weil der Motor kaum Platz am Ventil lässt, sodass es mit einer normalen Radpumpe eng wird.

Auf dem Karton, in der Anleitung und auf dem Aufkleber, der das Display bedeckt ist ein QR-Code abgedruckt, der zur Niu-App führt. Die Software gibt es im Google Playstore und Apple App-Store. Das Smartphone wird per Bluetooth mit dem Roller gekoppelt. Über die App können verschiedene Parameter des Rollers eingestellt werden. 

Der Niu KQi3 Max gilt in Deutschland als Elektro-Kleinstfahrzeug. Für den Betrieb auf öffentlichen Straßen ist in Deutschland ein Versicherungskennzeichen notwendig. Die Klebeplakette ist immer bis zum kommenden 28. Februar gültig und muss danach ersetzt werden.

Der Roller hat unterhalb des Displays nur einen Knopf. Darüber wird der Scooter an- und ausgeschaltet, das Fahrprogramm gewechselt, das Licht an- bzw. ausgeschaltet oder die Wegfahrsperre aktiviert. Für alle anderen Einstellungen muss das Smartphone herhalten. Leider ist das Display etwas kratzempfindlich.

Am Lenker befinden sich außerdem zwei Bremsgriffe für die mechanischen Scheibenbremsen. Die Griffweite ist nicht einstellbar, für die Hände des Testers passen sie. Die weitere Ausstattung ist übersichtlich und besteht aus einem Hebel für das Daumengas, einer Fahrradklingel und einem kleinen, klappbaren Seitenständer.

Die Lenkstange ist nicht höhenverstellbar, sie kann jedoch einmal geklappt werden. Eine Öse unterhalb des Displays rastet in einem Schnapp-Verschluss am Heck des Rollers ein. Ein Druck auf den Schnapper gibt sie wieder frei. Der Klappmechanismus lässt sich flüssig auch mit einer Hand bedienen und verfügt über eine Sicherung.

Der Scooter hat außerdem eine Wegfahrsperre, die über die App oder einen langen Druck auf den Knopf unter dem Display bedient wird. Ist sie aktiviert, lässt sich der Niu nur mit Kraft gegen den Wiederstand des Motors schieben. Dabei piepst er und im Display leuchtet ein rotes Licht auf. Das Geräusch ist allerdings sehr leise und wird wenig Aufmerksamkeit wecken. Wird der KQi3 weggetragen, hat das keinen Einfluss auf die Anlage.

Die Lichtanlage des Niu KQi3 Max besteht aus zwei Lichtern. Einem weißen Strahler an der Front, unterhalb der Lenkstange, und einem Stand- und Bremslicht am Heck, oberhalb des Kennzeichens. Die Leuchtkraft des Scheinwerfers reicht aus, um auch bei Höchstgeschwindigkeit in der Dunkelheit Schlaglöcher rechtzeitig zu erkennen.

Dennoch leuchtet die Anlage die Straße nicht vollständig aus, der Bereich direkt vor dem Fahrzeug bleibt dunkel. Die Leuchtkraft ist vergleichbar mit der einer straßenzugelassenen Fahrradlampe. Blinker hat der Niu-Scooter nicht, auch ein Fernlicht fehlt.

Per Software kann die Energierückgewinnung im Schiebebetrieb an- und ausgeschaltet werden. Ist die Rekuperation aktiviert, kann die Stärke in drei Stufen angepasst werden. Außerdem kann die Höchstgeschwindigkeit per App eingestellt werden, mehr als 20 km/h lässt die Software allerdings nicht zu.

Neben den Einstellungen zeigt die App Firmewareaktualisierungen an, den Akkustand und auch die Akkuzyklen. Aus dem Akkustand errechnet das Programm außerdem die theoretische Reichweite. Zudem kann die Software Fahrten aufzeichnen und eine Fahrstatistik liefern. Auch ein Sperren und Entsperren des Rollers ist per App möglich, allerdings nur, wenn er in Bluetoothreichweite ist.

Leider streikt im Test oftmals die Aufzeichnung von Fahrten. Sie lässt sich zwar starten, bricht aber nach kurzer Zeit ab. Damit lässt sich eine aktuelle Fahrt nicht tracken, die Touren tauchen erst zeitversetzt in der Statistik auf. Manche Trips werden dagegen direkt aufgezeichnet, ein Muster ist nicht zu erkennen.

Das Fahrverhalten des KQi3 Max ist direkt. Das liegt auch daran, dass Niu auf eine Federung verzichtet hat. Mit nach Vorgabe aufgepumten Reifen fährt sich der Scooter sportlich. Auf unebenem Belag kommt aber auch schnell Unruhe auf. Die Fahreigenschaften sind nicht unsicher, der Scooter gibt aber alle Schlaglöcher, Wellen, Steine etc. unmittelbar an den Fahrer weiter. 

Komfortabel ist der KQi3 somit nicht, dafür aber wendig. Auch wenn der Wendekreis mit zwei Metern etwas größer ausfällt als beim Eleglide Coozy, gehen Wendemanöver, Abbiegen oder Ausweichen einfach von der Hand. Der Niu-Scooter ist wendig und agil.

Auf langen Fahrten stört, dass das Daumengas dauerhaft gedrückt werden muss, hier wäre ein Tempomat bzw. eine Arretierung wie beim Eleglide wünschenswert. Dafür überzeugt der Niu-Scooter mit einem flüsterleisen Betrieb auf ebenem Asphalt. Der Antrieb ist kaum zu hören, auch die Abrollgeräusche sind erfreulich gering. 

Vorsicht ist beim Losfahren geboten. Denn der Roller nimmt keine Rücksicht auf einen ausgeklappten Ständer oder eine nicht arretierte Lenkstange. In beiden Fällen beschleunigt der Motor, was im Zweifel zu Unfällen und Verletzungen führen kann. Außerdem bekam die Verbindung zwischen Lenker und Lenkstange im Test zunehmend Spiel, die Schrauben mussten nachgezogen werden.

Die Beschleunigung des Niu-Scooters ist kräftig, jedenfalls im Normalmodus. Erst kurz vor der Abriegelung bei 20 km/h wird es etwas zäh, von allem für den letzten Schritt von 18 auf 20 km/h, noch dazu, wenn die Strecke nicht absolut eben ist. Im Energiesparmodus ist die Höchsgeschwindigkeit auf 15 km/h begrenzt und die Beschleunigung ist bedeutend zahmer.

Gerade aus Kurven heraus macht der Schub des Scooters richtig Spaß. Mit etwas Übung gelingen auch Powerwheelies. Überrascht hat uns die Performance des Scooters bei Anstiegen. Bei nicht zu großer Steigung erklimmt der KQi3 Max die Höhenmeter mit Topspeed. Erst bei anhaltenden und wirklich steilen Anstiegen fällt die Geschwindigkeit ab.

Geht der Fahrer vom Gas, ist das Verhalten des Rollers stark davon abhängig, welche Einstellungen in der App getroffen wurden. Ist die Rekuperation deaktiviert, segelt der Scooter mit kaum wahrnehmbaren Rollwiderstand weiter.

Die stärkste Stufe der Energierückgewinnung bedarf dagegen der Eingewöhnung. Wird der Daumenhebel losgelassen, setzt augenblicklich eine starke Verzögerung ein. Gibt der Fahrer aus Reflex wieder Schub, wackeln Roller und Besatzung deutlich. Die Übergänge zwischen Beschleunigung und Repuration sind derart stark, dass ein geschmeidiges Rollen länger geübt werden muss. Dafür werden die Scheibenbremsen bei vorausschauender Fahrt kaum benötigt.

Im Test waren wir vor allem in den beiden unteren Rekuperationsstufen unterwegs, da sich der KQi3 Max damit deutlich flüssiger bewegen lässt. Die Messung der Bremswege erfolgte mit der geringsten Rekuperationsstufe. 

Die mechanischen Scheibenbremsen überzeugen im Test. Frisch aus dem Karton hat der KQi3 Max allerdings noch nicht die volle Bremsleistung, die Anlage muss eingebremst werden. Nach einigen Bremsmanövern wird die Verzögerung spürbar vehementer. Die gemessenen Bremswerte sind deutlich besser als die des ebenfalls von uns getesteten Eleglide Coozy.

Bei entsprechend starkem Zug am Hebel lässt sich das Hinterrad zum Blockieren bringen. Bei voller Bremsleistung steigt der Roller hinten und kommt auf dem Vorderrad zu stehen, wenn der Fahrer nicht aktiv das Gewicht verlagert. Das kann Spaß machen, bei Gefahrbremsungen oder nassem Untergrund ist allerdings Vorsicht geboten.

Der 600 Wh große Akku soll laut Niu für eine Reichweite von 65 Kilometern sorgen. Diesen Wert zeigt auch die Niu-App bei voll geladenem Akku an. Auf unserer Testfahrt über 20 Kilometer am Stück mit wenigen Steigungen, etwas Schotter und fast durchgängig Vollgas, verlor der Akku die Hälfte seiner Ladung. 

Damit schafft der KQi3 Max aber mindestens 40 Kilometer mit maximaler Belastung. Im täglichen Einsatz, gerade im städtischen Umfeld, dürfte die Reichweite größer sein, weil der Roller öfter abgebremst wird und dabei Energie rekuperieren kann.

Das Ladegerät leistet maximal 108 Watt und wird beim Laden handwarm. Nach der Testfahrt und mit einem Ladestand von 50 Prozent lud der Roller 0,47 kWh nach, bis der Akku wieder gefüllt war. Eine vollständige Ladung dauert acht Stunden. Ladestopps sollten daher gut geplant werden. Der Akku kann zum Laden nicht entnommem werden, daher muss der ganze Roller zur Steckdose kommen.

Der Niu KQi3 Max ist ein guter Alltagsbegleiter. Er bietet genug Platz und eine saubere Verarbeitung. Vor allem macht aber der Schub des kräftigen Motors Spaß, der auch vor kleineren Anstiegen nicht zurückschreckt. Die Beschleunigung gefällt, ebenso die individualisierbare Energierückgewinnung beim Bremsen. Die Scheibenbremsen bringen den Scooter jederzeit innerhalb kürzester Zeit zum Stehen und sorgen für viel Sicherheit, wenn man sich an die zupackende Anlage gewöhnt hat.

Wer sich an dem fehlenden Komfort des Niu KQi3 Max nicht stört, der bekommt einen schnellen Scooter ohne echte Abstriche.

Der große Akku des KQi3 Max sorgt für anständige Reichweiten. Selbst längere Tripps sind kein Problem. Allerdings sollten die langen Ladezeiten eingeplant werden. Ärgerlich ist die unzuverlässige Aufzeichnung der Fahrten, das lässt sich aber mit einem Software-Update lösen. Vom Display hätten wir uns mehr Infos während der Fahrt gewünscht.

Achtung: Die Vorschriften hinsichtlich des Betriebs eines E-Scooters obliegen dem jeweiligen Land und können teils stark variieren. In jedem Fall sollte man sich im Vorfeld dahingehend informieren. Alles Wissenswerte dazu finden Sie hier: AT , DE , CH

Niu verlangt für den KQi3 Max 900 Euro. Damit kostet das Top-Modell 100 Euro mehr als der KQi3 Pro und 200 Euro mehr als der KQi3 Sport. Da die Unterschiede vor allem in der Reichweite liegen, sollte das Nutzungsszenario überprüft werden. Den Scooter gibt es direkt auf der Website des Herstellers, er ist sofort verfügbar.

Feststellung: Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller zu Testzwecken kostenlos zur Verfügung gestellt.